An(ge)dacht

Liebe Gemeinde,

im Monatsspruch April lesen wir:
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
(1 Petrus 3,15)

Oh, oh – Rede und Antwort stehen, das klingt doch schon wieder nach Konflikt, nach Herausforderung oder Rechenschaft abgeben. In diesen Tagen und in diesem Jahr stehen wir sowieso immer wieder vor der Aufgabe »Rede und Antwort stehen« zu müssen – zumindest, vor uns selbst. Und nun erwartet es der Monatsspruch für den April auch noch von uns?

Die Wahlsonntage stehen uns ab Juni bevor. Eine Form des Rede und Antwort-Stehens. Warum? Weil ich auch mit meiner kleinen einzigen Stimme dazu beitragen kann, welche Schwerpunkte in den nächsten Jahren sich die Stadträte und Landräte vornehmen werden. Wird es eine sozial orientierte Entwicklung geben oder eine wirtschaftlich liberale? Wird in unserem Landkreis der Tourismus gefördert und sanft weiterentwickelt oder suchen sich Gäste lieber andere Ausflugsziele? Ist unserer Landesregierung unsere Kirche wichtig als Kulturträger, als Wertevermittler, als Anziehungspunkt, als gesellschaftlicher Mitspieler oder setzt sie lieber auf Abgrenzung, weil sie lieber mit Ellenbogen regiert?

Das alles werden wir mitbestimmen, je nachdem wie wir unser Kreuzchen setzen. Gewissenhaft – mit dem was unser Gewissen bewegt und trägt und mit unserer Prägung, die wir durch den Glauben an Jesus Christus gefunden haben.

Darum geht es nämlich in unserem Wort für den April, dass wir davon reden sollen, welche Hoffnung uns erfüllt. Nicht schlechte Nachrichten oder Hetze, sondern Hoffnung und Zuversicht sollen wir in die Welt tragen. Durch das, was wir bisher in unserem Leben mit Gottes Unterstützung erlebt haben, können wir von Bewahrung erzählen, von Zufriedenheit und Kraft, die immer dort war, wo unsere eigene nicht mehr ausreichte. Und wir können erzählen, dass wir unser Leben nicht messen müssen an Erfolg, Reichtum, Macht, sondern die Zuversicht haben, dass die Ewigkeit unserem Leben die Erfüllung schenkt, die in unserem Leben offen bleibt. Wir können von Jesus Christus erzählen, der jeden Mensch als gleich wertvolles Geschöpf Gottes ansieht, der keinen Unterschied machte ob arm oder reich, schwarz oder weiß.

Noch einmal zurück zum Rede und Antwort stehen. Immer wieder höre ich in diesen Tagen: Kirche solle sich aus der Politik heraushalten. Als Kirche in der Welt geht es allerdings gar nicht ohne Politik und war Glaube schon immer politisch. Die Floskel Rede und Antwort stehen kommt tatsächlich aus dem Gerichtswesen und bezieht sich auf die Verteidigungsrede, die man als Angeklagter im Stehen hielt. Schon Paulus stand wegen seiner »neuen Religion« immer wieder vor Gericht. Er musste sich immer wieder entscheiden, ob er zu diesem Christus und seinen Werten steht oder ob er das Weite sucht. Paulus konnte sich also der politischen Auseinandersetzung nicht entziehen.

Wir müssen heute nicht unseren Glauben vor Gericht verteidigen, aber wir können zu unserem Glauben stehen. Wir haben dafür die Chance als viele Christen in unserem Land unsere Werte bewusst auszuleben und weiter zu geben. Mit unserer Wahlentscheidung und mit unserem Leben – indem wir einander im Blick behalten, uns gegenseitig helfen und unterstützen und freundlich durch die Welt gehen – weil die Hoffnung uns erfüllt.

Brigitte Lammert
Superintendentin

Monatsspruch April

Seid stets bereit,
jedem Rede und Antwort zu stehen,
der von euch Rechenschaft fordert
über die Hoffnung, die euch erfüllt.   

1.Petrus 3,15

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