Leitlinien der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Pirna zur Bewahrung der Schöpfung und zum Schutz unserer natürlichen Umwelt

„Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht“ - diese Übersetzung des Schöpfungsberichts aus 1. Mose 1,28 verleitete Generationen von Menschen dazu, der Erde mehr zu entnehmen, als sie neu zu bilden in der Lage ist.

In unserer unmittelbaren Umgebung und weltweit nehmen wir eine fortschreitende Zerstörung natürlicher Lebensräume, das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten und die Folgen des Klimawandels wahr. Maßgebliche Ursachen sind der Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen der modernen Konsum- und Industriegesellschaft. Auch unsere Kirchgemeinde hat daran Anteil. Die Lebensgrundlagen von Pflanzen, Tieren und Menschen werden gerade auch im globalen Süden verschlechtert und zerstört, wo Ressourcen zur Milderung der Auswirkungen der Klimaänderung noch stärker fehlen als bei uns. In diesem Sinn richtet sich die Schöpfungsverantwortung auf die Umweltbedingungen in aller Welt und verlangt damit auch ein Eintreten für die Gerechtigkeit zwischen den Völkern.

Wie jede Generation stehen wir in der Verantwortung, unseren Nachkommen eine Umwelt zu hinterlassen, die ihnen keine schlechteren Lebensmöglichkeiten bietet, als sie uns geschenkt wurden. Wir wollen uns die heutige Fassung von 1. Mose 1,28 zu Eigen machen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die ganze Erde und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an!“ Als Kirchgemeinde wollen wir diese Verantwortung für den Erhalt der uns anvertrauten Schöpfung wahrnehmen. Wir begreifen die Frage „Wie hältst du‘s mit der Natur?“ nicht nur als pragmatische, sondern auch als geistliche Frage, denn Gott stellt uns in die Welt, „sie zu bebauen und zu bewahren“ (1. Mose 2,15).

Wir wollen zeigen, dass ein gutes Leben in „Glaube, Hoffnung und Liebe“ (1. Kor. 13,13) möglich ist, und damit eine Alternative zum Streben nach materiellem Reichtum und Wachstumszwang bieten.

Um dieses Ziel zu erreichen, geben wir, die Kirchgemeinde Pirna, uns folgende Leitlinien:

  • Wir nehmen den eigenen Umweltverbrauch in den Blick und wollen Ressourcen verantwortungsvoll in einer Weise nutzen, dass wir die Umweltzertifizierung „Grüner Hahn“ erwerben könnten. Als Grundlage dafür dokumentieren und überprüfen wir jährlich die Umweltauswirkungen unseres Handelns mit dem Ziel einer stetigen Verbesserung.
  • Als Kirchgemeindebund unterstützen wir in allen Handlungsfeldern das Ziel unserer Landeskirche, bis 2035 die Klimaneutralität zu erreichen, indem wir auch uns selbst dieses Ziel setzen.
  • Wir vermeiden und verringern Belastungen und Gefahren für unsere natürliche Umwelt kontinuierlich durch Anpassung unseres Verhaltens, kritische Prüfung unseres Konsums und den Einsatz von technischen Geräten, Verfahren und Materialien mit möglichst geringem Umweltverbrauch.
  • Wir bevorzugen fair gehandelte, regionale und umweltfreundliche Güter und Dienstleistungen, möglichst von Anbietern aus unserer nahen Umgebung. Wir wählen unsere Geschäftspartner vorrangig nach ökologischen und sozialen Kriterien aus (gemäß den Richtlinien für den Erwerb von Waren und Inanspruchnahme von Dienstleistungen nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Mai 2018).
  • Wir thematisieren Schöpfungsverantwortung, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit als Ausdruck gelebten Glaubens in allen Bereichen des Gemeindelebens.
  • Wir berichten regelmäßig, mindestens jährlich über unsere Erfahrungen und Entscheidungen in den Themenfeldern soziale Gerechtigkeit, Schöpfungsbewahrung und Nachhaltigkeit.
  • Wir suchen die Vernetzung mit anderen Akteuren und das Gespräch mit der Öffentlichkeit. Anregungen und Kritik berücksichtigen wir in unserem Handeln.

Die Anwendung dieser Leitlinien erfordert ein gemeinschaftliches Zusammenwirken von Kirchgemeindeleitung, Mitarbeitenden und Gemeindegliedern. Auf diesem Weg wollen wir aufeinander hören, unsere Bemühungen gegenseitig wertschätzen und Geduld üben. Wir wissen uns getragen im Glauben daran, dass Gott „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ für uns bereithält (Offb. 21,1) und sehen zugleich einen Auftrag in unserer aktuellen Situation darin, „der Stadt Bestes“ (Jer. 29, 7) zu suchen.

Nach Vorarbeit und Vorschlag des Arbeitskreises „anders wachsen“ vom Kirchenvorstand als verbindliche Leitlinie beschlossen am 25. März 2023, der Gemeinde vorgestellt in den KiNa Nr. 150 und in der Gemeindeversammlung am 15. Oktober 2023

 

 

Photo: Cornelius Epperlein

Monatsspruch Oktober 2023

Seid Täter des Worts
und nicht Hörer allein;
sonst betrügt ihr
euch selbst. 

Jakobus 1,22

 

Titel KiNa 150