Schlosskirche Zuschendorf
Am Michaelistage 1559 stiftete der Zuschendorfer Gutsherr Hans II. von Carlowitz 15 Gulden jährlich „Zur Erhaltung noch eines Diakonus zu Dohna“ unter der Bedingung, dass alle Sonn- und Festtage von diesem in Zuschendorf gepredigt würde. Bisher gab es keine Kirche und die Einwohner mussten zum Gottesdienst nach Dohna gehen. So wurde 1560 an der Stelle, wo heute der Altar steht, eine kleine Kirche erbaut. Aus ihr sind uns die Epitaphien an der linken Seitenwand und der Flügelaltar erhalten, der vermutlich 1580 von dem sächsischen Hofmaler Heinrich Göding aus Braunschweig (Schule von Lucas Cranach) geschaffen worden war. Das Mittelfeld stellt das Heilige Abendmahl dar und zeigt links im Bild als 13. Jünger den Stifter. Seine Familie ist auf der Predella abgebildet. Die Epitaphien sagen aus, dass zwei der Kinder bereits vor dem Bau der Kirche verstorben und hier bestattet worden sind. Die Gruft der Familie v. Carlowitz befindet sich aber in der Kirche zu Dohna. Das legt den Schluss nahe, dass sich hier wohl eine Gruft befunden hat, die Anlass für die Kirchenstiftung gewesen ist.
1628 wurde die Kirche erweitert. Ein eingemauerter Stein an der Turmwand zeugt davon. Aus dieser Zeit stammt das noch heute benutzte Taufbecken, das die Jahreszahl 1636 trägt. Nach den fürchterlichen Verwüstungen Zuschendorfs im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1680 völlig umgebaut, durch einen Gang mit dem Schloss verbunden und mit einem Turm geziert. Dieser Umbau kostete damals 864 Taler, 15 Groschen und 6 Pfennige. Eine kleine Glocke rief die Gemeinde zum Gottesdienst.
Seit dieser Zeit besteht das erhaltenswerte schöne Ensemble von Gutshaus und Kirche. Im Jahre 1703 erfolgte durch „Mahlern Gottfried Mullnern aus Dreßden“ die barocke Innenausmalung. In den Jahren 1859 und 1895 erfolgten Renovierungen im Stile der damaligen Zeit. So erhielt die Kirche drei bunte Glasfenster. Die kleine Orgel von Jahn - Dresden wurde gründlich erneuert und von der Fledermausplage befreit. Die Uhr der alten Stadtkirche zu Stadt Wehlen kam an den Turm, der damals seine heutige Gestalt erhielt. 3 neue Bronzeglocken grüßten am Weihetage, dem Reformationsfest 1895, die Gemeinde, nachdem die alte kleine Glocke altersmüde geworden war. Sie sind eine Stiftung des Gutsbesitzers v. Lentz. Zu den alten zinnernen Abendmahlsgeräten kamen neue silberne hinzu.
So blieb die Kirche bis 1933. In diesem Jahr wurde sie mit Hilfe des Heimatschutzes und der Denkmalspflege völlig erneuert und die alte barocke Gestaltung von 1703 im Inneren wiederhergestellt. So hat sie ihr helles, buntes Gewand wiedererhalten, nachdem vorher alles grau und dunkel ausgemalt worden war. 15.000 Mark kosteten damals die Arbeiten. Zwei neue Glocken ersetzten die im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen. So ist die Kirche heute noch erhalten. In der Zeit des Kirchenkampfes während der Regierung der Nationalsozialisten versammelte sich die Gemeinde oft zu Gottesdiensten. Auch die 3 Bronzeglocken haben durch ein gnädiges Walten Gottes und den Mut zweier Männer den ganzen Krieg über die Gemeinde rufen können, obwohl auch sie hätten abgeliefert werden müssen. Pfarrer Hellner hatte sie als Stahlglocken angegeben und der Kirchner Hopfe hat den mit der Kontrolle Beauftragten den Zugang zur Kirche verwehrt. 1952 wurden Zuschendorf und Zehista zu einer Kirchgemeinde vereinigt. Die Schlosskapelle in Zehista war durch die Bodenreform zerstört worden. 1954 wurde die fast 400jährige kirchliche Bindung an Dohna gelöst und Zuschendorf Tochterkirchgemeinde von St. Marien Pirna.
Die Wende 1989 schuf die Möglichkeit zur Außenerneuerung der Kirche. Die Spende der Dachziegel durch die Fa. Berchtold aus Wertingen, Bauleistungen des Fördervereins Landschloss Zuschendorf, Mittel der „Aktion Aufschwung Ost“, der Denkmalpflege, des Landeskirchenamtes und der Partnerkirchgemeinde Emden schufen das finanzielle Fundament dafür. Handwerker der Region und die Mithilfe von Gemeindegliedern führten das Vorhaben durch. Im Sommer 1992 erfolgte der Abschluss.
Mit der Vereinigung der Kirchgemeinden Zuschendorf, St. Marien Pirna und Pirna-Copitz zur »Kirchgemeinde Pirna« zum 1. Januar 1999 rückte die Schlosskirche Zuschendorf in das Blickfeld einer nun großen Kirchgemeinde.
Nach vielen Jahren des Schweigens läuten seit 2004 die Glocken wieder und rufen die Christen zu Gottesdienst und Gebet. Auch die Turmuhr verkündet, was die Stunde geschlagen hat.
Im Jahr 2010 konnte nach zweijähriger Bauzeit die Wiedereinweihung der Schlosskirche gefeiert werden.
Nach der Trockenlegung des Mauerwerkes, Sanierung des Dachstuhles und aufwendiger Innenrestaurierung erstrahlt die barocke Dorfkirche nun im alten, neuen Glanz. Es möge gelingen, diese Kirche als geistliche Heimat der Zuschendorfer sowie der gesamten Gemeinde zu erhalten und zu fördern, geeignete Aktivitäten hier ganz gezielt zu beheimaten und Interessierten die großartige Atmosphäre, die Schloss und Kirche als Komplex vermitteln, zu erschließen.
HERR, ICH HABE LIEB
DIE STÄTTE DEINES HAUSES (PSALM 26,8)
Inschrift einer Zuschendorfer Bronzeglocke
Öffnungszeiten und Besichtigungen
Gottesdienste finden regelmäßig aller 14 Tage statt.
An den Freitagen treffen sich Kinder im Alter ab 3 Jahren zum Zuschendorfer Kindertreff, um gemeinsam zu singen, zu spielen und Geschichten zu hören.
Während der Kamelienblüte versucht die Gemeinde an den Wochenende zumindest ein Betreten des Vorraums zu ermöglichen.